Malspuren – So fing es an

Grundschulzeit. Ich bin sieben Jahre alt. Ich halte mein Zeugnis in der Hand. Es stehen Worte darin, die mir sagen, wie gut ich bin. Ich lese es und nehme es so hin. So ist das jetzt, wenn ich in der Schule bin. Zahlen für Fächer, die ich mir nicht ausgesucht habe. Ich mache mit, will ja groß werden und dann mal selber bestimmen. Dann sehe ich einen Satz unten am Rand. Drei Worte.
Eva malt gerne. Ich bleibe hängen mit meinem Blick. Mir wird warm. Hat meine Lehrerin gesehen, dass ich nach jeder Hausaufgabe mit Freude Zierleisten in den unterschiedlichsten Farben und Formen mache. Wie schön. Sie kennt mich, sie mag mich.

Die Schulzeit ging weiter, mit Beurteilungen, Anpassung und Kulturtechniken, um sich später zurechtzufinden in der Erwachsenenwelt.

Die Aussage Eva malt gerne spielt jahrelang keine Rolle mehr in meinem Leben.
Dann werde ich 50 und ich komme in einen Raum, der heißt Malraum und mein am-Rande-Satz wird wieder lebendig. Der Malraum hält eine Farbpalette mit 18 geschmeidigen Farben bereit; zu jeder Farbe dazugehörig zwei wunderschöne Naturhaarpinsel, nach vorne zur filigranen Spitze geformt; ein großes Blatt wird an einer Holzwand befestigt, ich male aus meiner ganzen Größe heraus.

Ich bestimme, was ich male, wie ich es male, wie lange ich an einem Bild male, wie viele Blätter ich möchte. Niemand gibt was vor. Ich darf Malspuren hinterlassen und werde in diesem Tun bedient. Keine Bewertung, Belehrung, Deutung und Interpretation. Für mich eröffnet sich eine weite Welt, mir selbst auf die Spur zu kommen. Bunt authentisch und frei.

Ein Jahr später habe ich einen eigenen Malraum.

Die Malwände haben nun schon viele bunte Spuren von Malenden, die sich eigene Ausdruckszeit gönnen.

Alles ist vorbereitet, Dein Farbspiel kann beginnen.
Ruf mich an und Du kannst teilhaben.

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